Unseren Erhalter*innen über die Schulter geschaut

Inzwischen sind einige unserer fleißigen Erhalter*innen im zweiten Jahr und bereiten die Saatguternte vor, damit wir auf das Gemüse des Jahres ‘23 und ‘24 vorbereitet sind. Von den geernteten Beten wurde im Herbst 2021 das Laub entfernt und die Rüben dann in kühlen Kellern, Erdmieten oder in Sand eingeschlagen gelagert. Je nach Witterung und Anbaugebiet kamen die Rüben ab März wieder in die Erde. Der Laubaustrieb beginnt dann erneut und an langen Stängeln bilden sich die Blüten, aus denen bei erfolgreicher Bestäubung später die begehrten Samen reifen. Der Moment der Blüte ist entscheidend für die Sortenreinheit. Die Blüten werden hauptsächlich durch den Wind bestäubt, der die feinen Pollen oft kilometerweit transportiert. Bestäuberinsekten wie zum Beispiel kleine Käfer sollten in ihrem Flugradius keine blühenden Beten anderer Sorten vorfinden. Ebenfalls Sorten der Verwandten wie Mangold und andere Rübchen sollten nicht in Nachbargärten wachsen, sonst besteht auch hier Verkreuzungsgefahr. Wenn man Samen von solchen Pflanzen erntet und im nächsten Jahr aussäen würde, kann es passieren, dass eine neue Sorte entsteht. Genau das wollen wir aber vermeiden, wir möchten die Sorte mit ihren ursprünglichen Eigenschaften erhalten.

Rote Bete im Garten von Renate Düring

Die mittlerweile 14 verschiedenen Sorten sind gut durch den Winter gekommen und haben größtenteils den Fraßschädlingen standgehalten. Vögel, Schnecken, Läuse und Ameisen plagen auch diese Saison unsere Pflanzen. Im Juni kamen vermehrt Hilferufe, dass die ausgepflanzten Beten ganz schlimm mit Läusen befallen sind. Unser Rat war ganz einfach: Abwarten! Dieser Tipp hat auch geholfen, im August sind die Läuse ohne großen Schaden zu hinterlassen wieder verschwunden.

Manche Bestände jedoch wurden durch (Wühl-)Mäuse komplett vernichtet, unsere Erhalter*innen geben aber nicht auf und haben teilweise nochmal mit einer Neuansaat begonnen. Die Neuansaat ist jedoch auch bei den Schnecken begehrt, ein Tag Regen reicht ihnen offenbar aus, um aus ihren Schlupflöchern hervorzukriechen. Dem kann man nur mit einer Aussaat in Saatschalen und späterem Umpflanzen entgegentreten.

Die Erhalter*innen, die erst in 2022 mit der Aussaat begonnen haben, sehen sich gegenüber 2021 mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert. War der Sommer ‘21 in vielen Gegenden nass und kühl, trumpft der Sommer ‘22 mit immer neuen Superlativen auf. Hitze und Trockenheit bestimmen unseren Gärtneralltag. Es wird sich zeigen, wie die verschiedenen Sorten damit zurechtkommen. Schon Ende Juli zeigte sich, dass die Saatguternte wohl viel früher als erwartet erfolgen wird. Die Dürre bringt den Zeitplan gehörig durcheinander und manche Sorten sind schon „notreif“. All diese Beobachtungen sind für die Erhaltungsarbeit enorm wichtig, nur so gelingt es, die alten Sorten auch an neue Umgebungsbedingungen anzupassen.