Gemüseaussäen in einfachen Arbeitsschritten

Bei kaltem Wetter bieten sich schon einmal die Vorbereitungen zur Aussaat und zur Pflanzenanzucht an.  Bereits jetzt können kleine Töpfe und Schalen für die Aussaat oder für die Stecklinge gefüllt werden.

Selbst für die geringen Pflanzenmengen im Hausgarten ist ein Körper schonendes Arbeiten praktischer und zeitlich rationeller. Wenn Zimmerpflanzen umgetopft oder Gefäße für die Anzucht gefüllt werden, ist eine optimale Arbeitshöhe vorteilhaft. In der Praxis haben sich kostengünstige Klappböcke mit einer Schaltafel gut bewährt. Der Tisch sollte knapp zwei Meter lang und mindestes fünfzig Zentimeter breit sein. Auf ihn sollen leere Kulturgefäße, eine mit Erde gefüllte Wanne und die gefüllten Gefäße Platz haben, um die Greifwege beim Arbeiten kurz zu halten.

Bild: Im Februar ist die richtige Zeit zum Aussäen

Vorgehensweise beim Aussäen

Bereits ab Februar können nun Gemüsesorten mit langer Entwicklungszeit wie Auberginen, Paprika und Tomaten ausgesät werden. Der Zeitpunkt der Anzucht ist von den späteren Kulturbedingungen und dem Licht abhängig. Wer ein Kleingewächshaus hat, kann drei bis vier Wochen früher beginnen als jemand, dem nur die Fensterbank zur Verfügung steht. Ausreichend Licht ist für ein stabiles, kompaktes Pflanzenwachstum notwendig.

Wo ausgesät wird

Ausgesät wird entweder direkt ins Freiland, ins Frühbeet oder bei empfindlicheren Pflanzen in Töpfe mit nährstoffarmer Erde. Diese kann aus 3 -4 jährig abgelagerten Kompost, Gartenerde, torfreduzierter Blumenerde und/oder  Sand bestehen. Bei ganz empfindlichen Arten lohnt es sich, die selbst hergestellte Erde vorher zu sterilisieren. Bei kleinen Mengen geht das am einfachsten für eine Stunde in einem Bratenschlauch bei 100 Grad im Backofen.

Ausgesät wird immer in nährstoffarmer Erde, damit die jungen Pflanzenwurzeln nicht an der hohen Nährstoffkonzentration verbrennen.

Mehrjährige Stauden direkt ins Freiland säen

Mehrjährige Wildpflanzen können direkt ins Freiland oder in Saatschalen ausgesät werden.  Ihnen genügt ein vor Wind und starkem Frost geschützter Platz im Garten. Mit den einjährigen Blumen sollte noch bis April, Mai  gewartet werden.

Das Aussäen in drei Schritten

  1. Zuerst werden kleine Töpfe oder Saatschalen werden bis 3 cm unter den Rand mit Erde gefüllt und zuerst die Ränder, dann die ganze Fläche leicht angedrückt. Gießen Sie Ihre Aussaatgefäße bereits vor dem Säen und lassen diese etwas abtrocken. Damit erreicht die Erde eine Grundfeuchtigkeit zum Quellen der Körner.
  2. Danach wird das Saatgut  gleichmäßig auf die Fläche gestreut und in das jeweilige Gefäß Etikett mit Art und Sortennamen dazu gesteckt. Um Verwechslungen zu vermeiden, sollte jede Sorte in einen extra Topf gesät werden. Bringen Sie das Saatgut so gleichmäßig wie möglich aus, damit die Pflanzen gesund bleiben und Sie sie leicht pikieren können
  3. Zum Schluß werden die Samen mit einer feinen Sandschicht abgedeckt und die Schalen vorsichtig angegossen. Sand schützt die Samen vor Austrocknung und verhindert  das Mooswachstum sowie Pilzbefall.

Die Keimlinge brauchen einen sehr hellen Platz. Je mehr Licht vorhanden ist, desto eher kann mit der Aussaat begonnen werden. Ungünstige Lichtverhältnisse zum Start führen auf Dauer zu kränkelnden Pflanzen.

Kontrollieren Sie ihre Jungpflanzen täglich auf Trockenheit. Die Anzuchterde sollte feucht, aber nicht nass sein.

Die Pflanzen sind dann zum Pikieren bereit, wenn sie nach den Keimblättern ihre ersten Laubblattpaare gebildet haben.

Hintergrundwissen zur Aussaat

Die Aussaat wird als generative Vermehrung bezeichnet. Die Merkmale der Sämlinge können sich von denen der Mutterpflanzen unterscheiden. Bei Wildpflanzen ist diese ständige Neumischung der genetischen Anlagen wichtig um sich an wechselnde Umweltbedingungen anpassen zu können.  Pflanzensamen wird entweder in Form von F1 Hybriden oder als samenfeste nachbaubare Sorten angeboten.

F1 – Hybriden

F1 – Hybriden wurden im Unterschied zu den traditionellen samenfesten Sorten in den 1940 er Jahren durch den US amerikanische Züchtungsunternehmen Pioneer bei Mais entwickelt. Die Pflanzen sind aus zwei sehr unterschiedlichen Inzuchtlinien gekreuzt und  oft besonders ertragreich. Wenn man sie weitervermehrt, verlieren sie diese Eigenschaft in der folgenden Generation (F2) und "spalten auf" in sehr unterschiedliche Pflanzen. Hybride haben wegen des oft höheren Ertrags einen Großteil der industriellen Landwirtschaft erobert, obwohl sie meist teurer sind und nachgekauft werden müssen, weil sich der Nachbau nicht lohnt. Ausserdem  nehmen Züchtungsunternehmen samenfeste Sorten vom Markt. Aus wirtschaftlichen Gründen wird der Großteil unseres Saatgutes in Ländern mit günstigeren Klima und Arbeitslöhnen hergestellt.  In Hinblick auf eine ökologische Gartenbewirtschaftung sollte Saatgut aus heimischen Regionen gewählt werden, da es an unser Klima angepasst wird.

Nachbaubare samenfeste Sorten

Viele Nutzpflanzen haben schon eine Jahrtausende währende Kulturgeschichte hinter sich und leben in Symbiose mit dem Menschen. Das Saatgut wurde stets von den Pflanzen mit den besten Eigenschaften genommen.  Die Nachkommen dieser nachbaubaren (samenfesten) Sorten ähneln sich und ihren Elternpflanzen. Sie sind aber nicht wie Klone oder Hybriden völlig einheitlich. In ihrem genetischen Rucksack schlummern immer noch genügend Möglichkeiten um sich an veränderte Lebensbedingungen anzupassen. Eine Anpassung der Gartenpflanzen an unser Klima und unsere Pflanzenansprüche kann nur mit nachbaubaren Sorten weiterentwickelt werden. Oft keimt das selbstgewonnene Saatgut besser als so manches aus industriellem Anbau.

Unterschiedliches Keimverhalten von Pflanzen

Man unterscheidet zwischen Kalt- und Warmkeimern, sowie zwischen Licht- und Dunkelkeimern. Der Name lässt schon auf ihre Eigenschaften schließen.

Frostkeimer, darunter viele Gehölze, brauchen unsere typischen Wintertemperaturen mit Frösten und wärmeren Tagen. Kaltkeimer wie Stiefmütterchen sind gemäßigter, nicht alle wollen unbedingt Frost aber doch Temperaturen um 5 -10 Grad.  Warmkeimer wie Tomaten brauchen Temperaturen um 20 Grad.

Lichtkeimer dürfen nur hauchdünn abgedeckt werden, damit die gequollenen Samen nicht austrocknen. Dunkelkeimer bevorzugen ein mindestens samenkorndicke Abdeckung.

Die Keimfähigkeit ist abhängig von der Pflanzenart und des Alters des Saatgutes. Sie kann manchmal nur wenige Monate oder aber Jahrzehnte betragen. Die Keimdauer hängt ebenfalls von der Art und der Saatgutfrische ab und kann zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten betragen.

Melanie Grabner