Busch-, Stangen- und Feuerbohnen

Bohnenvielfalt Foto: Susanne Goroll
Botanischer Name: 
Buschbohnen (Phaseolus vulgaris L. ssp. vulgaris var. nanus), Stangenbohnen (... var. vulgaris); Feuerbohnen (Phaseolus coccineus L.)

Allgemeine Beschreibung und Herkunft:

Die heute in unseren Gemüsegärten üblicherweise anzutreffenden Bohnen sind die Busch- und die Stangenbohnen. Beide Varietäten werden deshalb bei uns auch als Gartenbohnen bezeichnet. Zu den Stangenbohnen gehören auch die Reiserbohnen mit ihrer halbhohen Wuchsform. Daneben finden sich in unseren Gärten noch die etwas raueren Feuerbohnen, auch Prunk- oder Käferbohnen genannt.

Von den Völkern Lateinamerikas bereits seit Jahrtausenden als Landsorten züchterisch entwickelt und genutzt, waren bei uns noch im Spätmittelalter die Phaseolus-Bohnen unbekannt. Erst nach der sogenannten Entdeckung Amerikas(1492)  wurden sie auf dem Seeweg nach Europa eingeführt.

Die enorme Vielfalt unter den traditionell in den einst zahlreichen Hausgärten erhaltenen Bohnensorten ist bemerkenswert. Die Kerne sind ausgesprochen unterschiedlich in Farbe, Musterung, Form und Größe. Die Hülsen können gerade, gebogen oder, wie bspw. bei der Sorte Gelbes Hörnchen, stark eingedreht sein, glatt und fleischig oder zwischen den Bohnen perlschnurartig eingeschnürt, groß, breit und flach (Schwertbohnen) mit zahlreichen Zwischenformen bis hin zu eher klein, schmal und im Hülsenquerschnitt rund (Filetböhnchen). Die frischen Hülsen erscheinen in Grüntönen, gelb, purpur, violett, einfarbig oder mit Zeichnung, welche auch wieder sortentypisch unterschiedlich gefärbt und geformt sein kann.
In unserer Ernährung sind alle Bohnen gute Eiweißlieferanten. Der Boden wird durch ihren Anbau mit Stickstoff angereichert.

Leider wird die Tradition der Körnerbohnengewinnung im Hausgarten, zu Speisezwecken und zur Saatgutgewinnung, heute kaum noch gepflegt. Diese Tradition möchten wir wiederbeleben.

Viel Interessantes und Wissenswertes finden Sie im VEN-Flyer "Körnerbohne, Gemüse des Jahres 2004". https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/sites/nutzpflanzenvielfalt.de/files/publikationen/Flyer_Koernerbohne.pdf.

                      Norddeutsche Perlbohne         Perlbohne Foto: Susanne Goroll

Mexikanische Weiße Stangenbohne

Mexikanische Weiße Stangenbohne Foto: Susanne Goroll

Anbau: 

Bohnen gedeihen gut in kalkhaltigem bis neutralem Boden. Bei saurem Boden ggf. im Herbst etwas Kalk zufügen, auch Gesteinsmehl im verwendeten Kompost wirkt günstig. Sie sind Schwachzehrer und sollten in nicht frisch gedüngten Boden gelegt werden, denn den benötigten Stickstoff holen sie sich mit Hilfe der an ihren Wurzeln befindlichen Knöllchenbakterien aus der sich im lockeren Boden befindlichen Luft. In staunassem Boden können Bohnen nicht gedeihen! Zu hohe Stickstoffgaben behindern eine gute Ausreifung.

Gartenbohnen benötigen zur Keimung eine Bodentemperatur von mindestens 10, besser 12 °C. Etwas höhere Temperaturen sind günstiger, denn kommt zur Kälte noch Nässe hinzu, verfaulen Busch- u. Stangenbohnen meist, anstatt zu keimen und sofern sie überhaupt keimen, werden durch die zu langsame Entwicklung in nasskaltem Boden Auflaufkrankheiten begünstigt. Feuerbohnen sind da ein wenig robuster, jedoch gibt es auch unter den Busch- und Stangenbohnen einzelne Sorten, die gegenüber Nässe und Kälte etwas unempfindlicher sind als andere. Einige von ihnen tragen die Bezeichnung "Eisbohne" im Sortennamen.

In spätfrostgefährdeten Regionen ist es üblich die Bohnenaussaat gegen Mitte Mai vorzunehmen, sofern der Boden ausreichend erwärmt ist. Die Bohnenkeime erscheinen dann erst, wenn die Eisheiligen vorbei sind. Folgesaaten für spätere Ernten, von denen dann allerdings keine Samen für die Vermehrung mehr ausreifen, sind bis spätestens Ende Juni (Stangenbohnen) und Mitte Juli (Buschbohnen) möglich. Bei so später Aussaat empfiehlt es sich, Sorten mit kurzer Entwicklungszeit zu wählen, sogenannte frühe Sorten. Bohnen, von denen Saatgut gewonnen werden soll, sollten möglichst früh im Mai ausgesät werden, siehe auch unter "Vermehrung".

Der Boden sollte aufgelockert und feucht, aber nicht nass sein. Die Saattiefe beträgt etwa 2 - 3 cm, "Bohnen wollen die Glocken läuten hören." Um die Körner herum sollte die Erde anschließend leicht angedrückt werden. Für einen besseren Stand können die Pflanzen später angehäufelt werden. 

Buschbohnen werden in Horsten von 30 - 40 cm Abstand, je Horsr 4 - 6 Korn, angebaut. Eine Ausnahme machen hier solche Buschbohnen, die das Wort Einbohne / Einlochbohne im Namen tragen. Pflanzen dieser Sorten/Herkünfte sind in der Regel kräftig verzweigt und werden deshalb einzeln und in 20 cm Abstand in der Reihe gelegt.

Bei Stangenbohnen legt man 5 - 7 Korn rund um eine stabil aufgestellte, gut 2 m hohe Stange. Mehrere Stangen können auch im Kreis angeordnet und oben zusammengebunden werden (Tipi). In größeren Beständen werden je zwei Stangen oben zusammengefügt und mehrere solche Paare mit einer Querstange verbunden.

Bei unsicheren Bedingungen, wie geringer zur Verfügung stehender Kornzahl, Schneckenfraß, Schwierigkeiten mit der Bohnenfliege (braunfleckige Bohnenkeimlinge, die nicht weiterwachsen) oder anderer Unbill ist es ratsam die Bohnen ab Ende April bis Mitte/Ende Mai in Töpfen an einem warmen und hellen Ort vorzuziehen. Wer ganz sicher gehen will sät in sterilisierte Erde.  Mit Ballen ausgepflanzt werden können die kräftigen Pflanzen dann nach den Eisheiligen und wenn Boden und Luft sich erwärmt haben.

Die Pflanzen sind vor Schneckenfraß zu schützen und weitgehend unkrautfrei zu halten. Eine Versorgung mit nicht mehr brunnenkaltem Wasser bei anhaltender Trockenheit während der Blüte sorgt für besseren Hülsenansatz. 

Bohnen sind als Schwachzehrer und als Stickstoffbildner eine gute Nachkultur und eine gute Vorfrucht für andere Kulturen. Nach sich selbst und nach anderen Leguminosen, wie z. B. Erbsen, sollten sie auf der selben Fläche allerdings etwa 4 - 5 Jahre nicht angebaut werden.  Als schlechte Nachbarn für Bohnen gelten Erbsen, Zwiebelgewächse und Fenchel. Günstige Partner auf einem Beet sind Stangenbohnen, Mais und Kürbisgewächse (sogen. Milpa-Beet).

Ernte: 

Beim Pflücken ist darauf zu achten, dass die Pflanzen nicht versehentlich ausgerissen werden, am besten eine Hand hält das Stielchen, die andere pflückt die Hülse.

Grünbohnen zur Frischnutzung regelmäßig durchpflücken, geerntet wird die unreife Hülse in einem für ihre Verwendung in der Küche möglichst günstigen Reifestadium. Fädigen Grünbohnensorten muss nach der Ernte der Faden mit einem Küchenmesser abgezogen werden. Man kann sie auch als Schnibbelbohnen für die Suppe kleinschneiden. Ein wichtiges Merkmale einer guten Hausgartensorte für den Frischverzehr ist, dass die Pflanzen laufend neue Hülsen ausbilden. Sie sind mehrfach und über einen längeren Zeitraum beerntbar.

Bei Körnerbohnen werden die Kerne aus der ausgereiften, trockenen Hülse herausgelöst. Die Hülsen müssen geerntet werden bevor sie von selbst aufspringen. Arbeits- u. platztechnisch sind hier Sorten von Vorteil, bei denen alle Hülsen möglichst gleichzeitig und über einen kurzen Zeitraum abreifen. Das Beet kann anschließend ab Mitte/Ende August für andere Kulturen genutzt werden. 

 

Vermehrung: 

Die Vermehrung von Bohnen ist relativ einfach und kann gut auch im kleinen Hausgarten durchgeführt werden. Wenn Sie Bohnen über Jahre hinweg aus immer wieder selbst gewonnenem Saatgut nachziehen, werden diese sich unter Ihren Händen an die Bedingungen in Ihrem Garten anpassen. Zur Erhaltung einer (Alten) Sorte müssen die von Ihnen zur Saatgutgewinnung ausgewählten Pflanzen die beschriebenen Eigenschaften der Sorte aufweisen. Hilfreich bei der Erhaltung über mehrere Jahre sind ein gutes Auge, aussagekräftige Fotos und schriftl. Aufzeichnungen im jeweiligen Vermehrungsjahr, die dabei helfen, die Sorte gut kennen zu lernen.

Unsere Stangen- und Buschbohnen sind Selbstbefruchter, d. h. die Übertragung von Pollen auf den Fruchtknoten findet innerhalb der noch knospigen zwittrigen Einzelblüte statt. Ein Fremdeintrag von Pollen durch Insekten kann jedoch nicht ganz ausgeschlossen werden. Verschiedene Sorten sollten deshalb auch in einem reich strukturierten Garten einen Sicherheitsabstand von mindestens 5 m zueinander haben, wenn Einkreuzung nicht beabsichtigt ist.

Feuerbohnen hingegen sind reguläre Fremdbefruchter, hier wird, um Einkreuzungen auszuschließen, ein Mindestabstand von 150 m zu anderen Sorten (auch zu den Gartenbohnen) empfohlen.

Allgemein gilt: Will man Saatgut gewinnen, sollten beim Anbau mehrerer Sorten möglichst verschieden aussehende gewählt werden, dann ist eine vorher erfolgte Einkreuzung bereits im Pflanzenbestand (z. B. an einer "falschen" Blüten- oder Hülsenfarbe oder -form) oder später bei der Saatguternte zu erkennen. Die dem Sortenbild nicht entsprechenden Körner und Pflanzen können über die Folgegenerationen hinweg wieder aussortiert werden, bis sie im Bestand nicht mehr auftreten.

Phaseolus-Bohnen für die Saatgutgewinnung sollten bei uns in der Regel Mitte Mai im Boden sein (Faustformel). Je nach Sorte und Wetterverlauf ist sonst die Vermehrung gefährdet, weil die Bohnen evtl. nicht mehr ausreifen. Man sät übrigens nie alle Körner aus, um bei Misslingen noch Reserven zu haben.

Krank aussehende und kümmerliche Pflanzen sind frühzeitig zu entfernen. Auch solche, die aufgrund von Mutation (selten) oder Einkreuzung augenfällig nicht dem Sortenbild entsprechen, scheiden aus der Weitervermehrung aus. Als Samenträger wählt man dann einige kräftige, gesund aussehende und einen reichen Fruchtansatz aufweisende Pflanzen aus. Das ist bei Stangenbohnen, wenn sie durcheinander wachsen, nicht so einfach wie bei Buschbohnen. Die allerersten Hülsen können gepflückt, die nächsten frühen Hülsen sollen unbedingt hängen gelassen werden. Diese Pflanzen und bei Stangenbohnen auch die Hülsen werden sogleich sichtbar markiert, z.B. mit farbigen Bändern, Stoffstreifen, Kabelbindern o.ä.. Aus ihnen werden letztlich die Samenträger ausgewählt.

Die Hülsen für die Saatgutgewinnung belässt man an den Pflanzen bis sie vollständig ausgereift sind. Sie sind dann idealerweise ganz (raschel-)trocken. Man pflückt sie bevor sie aufplatzen und von selbst ihre Kerne freigeben würden. Falls Dauernässe herrscht oder Frost droht, müssen die ganzen Pflanzen ausgerauft und an einem trockenen, frostfreien Ort nachgereift werden. Sie werden für Mäuse unzugänglich am besten kopfüber aufgehängt. Wenn sie einigermaßen angetrocknet sind kann ein Gazebeutel oder ein Kopfkissen- bzw. Bettbezug gute Dienste leisten, um die Kerne aufzufangen. Wie leicht sie sich herauslösen (lassen) variiert je nach sortenspezifischen Eigenschaften der Hülse. 

Die Kerne sollen in jedem Fall gut nachgetrocknet und dann kühl und vor Nässe (Schimmelgefahr) und Fraßfeinden geschützt, mit Sortennamen und Erntejahr gekennzeichnet aufbewahrt werden.

Manchmal sind die Fraßfeinde allerdings bereits unbemerkt am Werk, etwaige in den Kernen heranwachsende Bohnenkäfer werden durch Lagerung in Schraubdeckelgläsern dann zumindest am Ausschwärmen gehindert. Bei Käferbefall sind die Bohnen (und die Käfer) für etwa 2 Wochen einzufrieren. Hierzu ist es wichtig, dass die Samen gut durchgetrocknet sind, da sonst ihre Keimfähigkeit erlischt.

Das Einfrieren kann auch prinzipiell und vorbeugend erfolgen.

Bei der Ernte anders aussehende Kerne kann man für die Entwicklung einer "neuen Haussorte" verwenden, sofern man ein weiteres Projekt für die kommenden Jahre anstrebt.  Beim Abgleich der Kerne mit den Samen aus den Vorjahren sollte man wissen, dass Bohnenkerne häufig bei der Lagerung nachdunkeln. 

Nutzung: 

Die Nutzungsform wird durch sortenspezifische Eigenschaften von Hülse und Korn, in vielen Fällen auch durch kulturelle und individuelle Vorlieben bestimmt.

Die Hülse der Grünbohne ist fleischig und idealerweise lang, die Kerne können klein sein.  Auch eignen sich viele Bohnensorten mit Faden hervorragend als Grünbohne. Man erntet, nicht zuletzt um des kräftigeren Geschmacks willen, die herangewachsene Hülse und muss dann vor der Zubereitung bzw. Haltbarmachung den Faden mit einem Messer abziehen, oder sie wird für die Suppe in kleine Stücke geschnitten oder gebrochen. Fädige Hülsen können auch gepflückt werden bevor sich der Faden bildet, wenn man das will und sie denn so früh erwischt.

Körnerbohnen sind i.d.R. fädige Sorten mit hohem Kornertrag und deren Hülsen früh bastig werden, wie man das von vielen Feuerbohnen kennt. Sie werden traditionell als Trockenkochbohnen (plattdeutsch: Drögekocker) verwendet, wozu man sie voll ausreifen lässt. Alle Sorten, auch die ohne Faden oder bastige Hülse, können in der Küche als Körnerbohne verwendet werden, wenn man das will oder man schlicht nicht dazu gekommen ist, sie rechtzeitig zu ernten.

Eine Besonderheit ist die Nutzung des Korns in der Milchreife. Die bspw. im Rheinland sogenannten "Löchtebohnen" sind also keine spezielle Sorte. Sinnvollerweise nimmt man hierfür wohl die Sorten mit bastigen Hülsen, andere Hülsen kann man ja mitverwenden.

Feuerbohnen werden wegen ihrer meist leuchtend roten Blüten mitunter auch als Zierpflanzen genutzt. Bei frostfreier Überwinterung sind sie sogar mehrjährig kultivierbar. Aber auch manche Stangenbohne steht in ihrem Zierwert den Feuerbohnen nicht nach und kann an prominenter Stelle im Garten Auge und Herz erfreuen. 

Bohnen müssen vor dem Verzehr erhitzt werden, roh sind sie giftig.