Weltzustandsbericht über landwirtschaftliche Vielfalt: Boykott könnte helfen

Pressemitteilung des Dachverbands Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt 24.2.2019

Verbraucherinnen und Verbraucher haben oft einen größeren Einfluss als gedacht,“ erinnert der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt anlässlich des neuen Weltzustandsberichtes über landwirtschaftliche Vielfalt. Die Vereinten Nationen weisen in dem Bericht auf die Möglichkeit hin, nicht nachhaltig erzeugte Nahrungsmittel zu boykottieren. „Eine biodiversitätsfreundliche Ernährung aus ökologischer Landwirtschaft schont neben Umwelt und Gesundheit auch den Geldbeutel, wenn man sich für frische statt verarbeiteter Produkte und erheblich mehr pflanzliche als tierische Nahrungsmittel entscheidet,“ so der Dachverband. Ein Boykott industriell erzeugter Nahrungsmittel sei ein wirksames Zeichen an Politik und Wirtschaft.

Die landwirtschaftliche Biodiversität geht mit dramatischem Tempo verloren, berichtet die Weltlandwirtschaftsorganisation FAO in ihrem neuen Weltzustandsbericht.

Gemeint sind nicht nur Pflanzen und Tiere, die Nahrung, Futter, Brennstoff und Kleidung liefern. Es geht außerdem um Lebewesen, ohne die die Agrarproduktion in den Ökosystemen kaum möglich wäre, zum Beispiel Insekten, Fledermäuse, Vögel, Bodenlebewesen wie Regenwürmer, Pilze und Bakterien – die so genannte "assoziierte Biodiversität". Diese Organismen halten Böden fruchtbar, bestäuben Pflanzen, bekämpfen Schädlinge oder reinigen Luft und Wasser. Auch sie drohen zu verschwinden. „Nahrungsmittel in künstlicher Umgebung zu erzeugen, ist keine wirtschaftliche Alternative,“ so der Dachverband. „Die Ökosysteme, wie zum Beispiel unsere Kulturlandschaften, müssen unsere Lebensgrundlage bleiben.“

Die Ursachen dieser fatalen Entwicklung liegen vor allem bei aktuell zu wenig nachhaltigen Methoden der Land- und Wassernutzung, Umweltverschmutzung, Klimaerwärmung, Bevölkerungswachstum sowie Verstädterung, ergab die Auswertung von Berichten aus 91 Ländern und von 69 Studien zu ausgewählten Themen.

Was kann gegen den dramatischen Verlust der landwirtschaftlichen Vielfalt und der assoziierten Biodiversität getan werden? Die gute Nachricht des Weltzustandsberichtes ist dass das Interesse an biodiversitätsfreundlichen Praktiken und Ansätzen, allen voran am Ökolandbau, wächst. Die meisten Länder haben rechtliche, politische und institutionelle Rahmenbedingungen für die nachhaltige Nutzung und den Erhalt der Biodiversität geschaffen. Diese sind jedoch oft unzureichend. Der Bericht unterstreicht die Rolle, die die breite Öffentlichkeit dabei spielen kann. Verbraucher und Verbraucherinnen können sich für nachhaltig angebaute Produkte entscheiden und nicht nachhaltig erzeugte Lebensmittel boykottieren.

Link zum Bericht:

FAO. 2019. The State of the World’s Biodiversity for Food and Agriculture, J. Bélanger & D. Pilling (eds.). FAO Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture Assessments. Rome. 572 pp.  http://www.fao.org/3/CA3129EN/CA3129EN.pdf

Link zu den 69 Einzelstudien http://www.fao.org/cgrfa/resources/backgroundstudypapers/zh/

 

Im Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. haben sich 22 Organisationen zusammengeschlossen, die die landwirtschaftliche Biodiversität in der Kulturlandschaft stärken wollen. Tätigkeitsschwerpunkte sind Vernetzung, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit; politische Interessenvertretung; sowie Austausch mit relevanten wissenschaftlichen und Umweltorganisationen im In- und Ausland. www.kulturpflanzen-nutztiervielfalt.de

Kontakt: Susanne Gura, Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V.; www.kulturpflanzen-nutztiervielfalt.de; Tel. 0177 669 1400, gura@dinse.net