Der Storchengarten in Markt Schwaben - preisgekrönte biologische Vielfalt
Der am Rand von Markt Schwaben gelegene „Storchengarten“ dient dem Anbau von regionalen und alten Gemüsesorten mit dem Ziel, die Vielfalt der Nutzpflanzensorten zu erhalten und weiter zu kultivieren. Außerdem ist der Garten auch ein Ort der Bildung. Im Rahmen der angebotenen Führungen lernen die Teilnehmer/innen, Nahrungsmittel selbst anzubauen, zu nutzen und Saatgut daraus zu gewinnen. Es werden gemeinsam Früchte geerntet und nach historischen Rezepten zubereitet.
Für ihr langjähriges Engagement hat unser Mitglied Doris Seibt und ihr Team den Preis der UN-Dekade für biologische Vielfalt erhalten. Einen ausführlicher Bericht darüber gibt es hier
Bericht in Kraut und Rüben 2015
Weitere Seiten über den Storchengarten
Ansprechpartnerin: Doris Seibt: doris.seibt [at] @arcor.de. Mitstreiter sind willkommen
Aktuell schreibt sie dazu:
Mit diesem Projekt soll die Öffentlichkeit immer wieder darauf hingewiesen werden, dass in Deutschland und Europa fast keine Saatgutproduktion und nur sehr wenig Züchtung gerade für die Leguminosen passiert, aber auch bei den Gemüsearten, vor allem auch den 2 jährigen die Hybridzüchtung und auch neue gentechnisch-ähnliche Züchtung, den Vorrang hat und historische, samenechte Sorten fast keine Chance mehr haben, wieder großflächig regional vermehrt zu werden.
Auf diesem Gemeinschaftsfeld mit anderen Gärtnern zeige ich einen kleinen Teil Vielfalt historischer Sorten, die samenecht sind und ordentlichen Pollen erzeugen. Ich zeige Interessierten, wie und wann sie gerade diese Sorten ernten können und erläutere, wie die Lagerung sein muss, damit im nächsten Jahr der Samen wieder verwendet werden kann.
Die Ursache für das große Artensterben bei Insekten und auch Vögeln liegt auch in den neuen Züchtungs-und Anbaumethoden, die fast ausschliesslich neue hybridisierte oder geklonte Sorten verwenden, die in billig Lohnländern vermehrt werden und kaum noch Pollen enthalten. Pollen und Necktar ist das Hauptnahrungsmittel vieler Insekten. Auch der Ökolandbau hatte über Jahre, wenn auch regional, nur noch Hybridsorten erzeugt. Diese Hybride haben kaum noch Pollen und fallen somit aus für die Ernährung von Nutzinsekten. Außerdem, wenn eine Art so erzeugt wird, fehlen viele Inhaltstoffe, die bei Samenechten Sorten noch vorhanden sind. Es ist nicht zufällig die Fremdbefruchtung bei den am höchsten entwickelten Pflanzen zu finden. Sie gehören in der Entwicklungsgeschichte auf die gleiche Ebene, wie der Mensch und zweigeschlechtliche Wirbeltiere.
Langsam weisen auch Wissenschaftler auf diesen Umstand, dass es kaum noch Blütenpflanzen gibt, hin. Glyphosat und Round up ist die eine schlimme Sache. Aber keinen habe ich bisher gehört, der auf dieses Problem der Sterilität der Blüten hinweist bei den neuen Kulturpflanzen. Aus diesem Grund sind die historischen Sorten so wichtig, die noch ohne Hybridisierung entstanden sind. Davon gibt es aber nicht mehr soviel Saatgut. In der Genbank noch max. 500 g/Accession. Ich kann mit meinem Projekt nur immer wieder darauf hinweisen, wie wichtig bei den höheren Pflanzen die Fremdbestäubung ist zur Erzeugung gesunden, lang lebensfähigen Saatgutes zur Erzeugung wieder gesunder für Mensch und Tier hochwertiger Nutzpflanzen. Mit jedem Anbau entwickelt sich die Sorten weiter. Genau so, wie wir unsere Gene in die nächste Generation weiter gegeben haben, machen die Pflanzen das ja auch. Die regionale Anpassung wird im Moment im konventionellen Anbau überhaupt nicht beachtet.
Auch bei Obst geht man den Weg der sterilen Erzeugung, also ohne Fremdbestäubung, damit zum Beispiel bei Melonen keine Kerne mehr drin sind, genau wie bei Weintrauben. Diese Methoden wurden vielleicht patentiert.
Ich konzentriere mich auf die weitere Vermehrung historischen, samenechten Saatgutes. Mit dem VEN gehen wir auf Gartenmärkte mit Infomaterial, um immer mehr Menschen dazu anzuregen--eine oder mehrere Sorten in Pflege und Vermehrung zu nehmen. Es sind schon einige Sorten so in der Erhaltung auf vielen verschiedenen Standorten. Ziel ist es den Verein und seine Idee noch viel bekannter zu machen und die Menge an samenechten Saatgut und Sorten zu vervielfachen.
Auf dem Storchengarten kann ich leider kein oder nur unter erheblichen Mehraufwand sortenreines Saatgut produzieren. Da ja andere Gärtner mit auf dem Feld sind und ihre Pflanzen sich bei der Blüte mit meine verkreuzen können.
Aus dem Grund bin ich mit der Gemeinde in Verhandlung, dass wir ein mehrjährig nutzbares Gelände zur Verfügung gestellt bekommen. Schulen sollten Schulgartenarbeit wieder als Pflichtfach bekommen.
Derweil gibt es Führungen durch den Storchengarten für viele Zielgruppen. Hier ein Bild von der Führung für Kräuterexpertinnen