10. Tag der Kulturpflanze (2010)

Im Reich der Vielfalt, so lautete das Motto des wiederbelebten Tages der Kulturpflanze, zu dem der VEN und die Gruppe Frauen der Vielfalt am 20. März 2010 einluden. Die Zusammenarbeit mit dieser kleinen Gruppe von Frauen, die im Landkreis Kitzingen aktiv sind gegen den dortigen, sich ausbreitenden kommerziellen Anbau gentechnisch veränderten Maises, begann  vor drei Jahren Neben ihren Aktivitäten gegen die Gentechnik vor der Haustür und ihr weltweites Vordingen, setzen die „Frauen für die Vielfalt“ sich ein für den Erhalt und die Stärkung der gärtnerischen und ackerbaulichen Vielfalt. Ein guter Kooperationspartner um den Tag der Kulturpflanze wiedererwecken zu können. Als Veranstaltungsort diente die Biogärtnerei unseres Mitgliedes Veit Plietz. Das Konzept aus Vorträgen, Saatgutmarkt, Ausstellungen und Kulinaria ging auf und weckte das Interesse der Besucher. Praktische Gärtner waren auf Suche nach Schätzen für ihren Garten, andere waren eher interessiert an den abwechslungsreichen und informativen Vorträgen. 

Frau Lirsch von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft bot Einblicke in die Probleme der Landwirte mit den Nachbaugebühren und zeigte die wachsenden Gefahren für die Vielfalt auf dem Acker durch Patente auf Tiere und Pflanzen auf.

Ursula Reinhard beleuchtete den großen Verlust von Sorten und des auf Autarkie ausgerichteten Saatgutwesens der ehemaligen DDR, den wir durch die Abwicklungen der Strukturen in der Saatzucht in den neuen Bundesländern zu beklagen haben und rief dazu auf, sich dem Erhalt dieser Sorten zu widmen, z. B durch eine Patenschaft beim VEN.

Klaus Kopp von der Bingenheimer Saatzucht AG informierte über den Weg der Neuzüchtung geschmackvoller Sorten, den die AG seit langen Jahren verfolgt, seit geraumer Zeit auch mit dem eigenen Verein „Kultursaat e. V.“.

Paula Torres-Londono brachte in Wort und Bild den Besuchern ihre Bemühungen nahe, in ihrer Heimat Albanien den Kräuteranbau, statt der unkontrollierten Wildsammlungen in den Bergen Albaniens, zum Nutzen für Mensch und Natur zu etablieren. Am Beispiel von Primula veris und Gentiana lutea wurde 2004 ein Public Private Partnership (PPP)–Projekt begonnen, welches durch die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstützt wird. Das Projekt trägt den Titel ‚Nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt am Beispiel wichtiger Arzneipflanzen aus Albanien’. Projektleiterin ist Paula Torres-Londono, privater Projektpartner ist die Fa. Kräutermix. Seit 2006 unterstützen der Botanische Garten der Universität Würzburg und die Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf das Projekt.
Weitere Infos unter: Nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt am Beispiel wichtiger Arzneipflanzen aus Albanien

Besonders eindrucksvoll waren die Schilderungen von Ana de Ita aus Mexiko. Sie ist Geschäftsführerin von CECCAM – dem „Studienzentrum für die Veränderung im mexikanischen Landbau“ und  Beraterin verschiedener unabhängiger Bauernorganisationen des Landes. Auf vielen Bildern stellte Frau Ita zunächst die Verschiedenheit und Vorzüge einzelner lokaler Maissorten eindrucksvoll dar und berichtete anschließend vom Schwerpunkte ihrer derzeitigen Arbeit, den Nachweise von Kontaminationen in diese traditionellen Sorten, hervorgerufen von Freisetzungsversuchen, die 2009 in Mexiko landesweit begonnenen haben, kaum geschützt durch ein in den Augen vieler nur unzureichendes Biosicherheitsgesetz. Weitere Infos unter: Gentechnikfreie Region Kitzingen: „Frauen für die Vielfalt“.

Herr Benjamin Lechos gab anschließend einen Einblick in die landwirtschaftliche Kultur seiner Heimat Ecuador. Die Vielfalt der Kartoffeln und anderer Knollenfrüchte spielt dort eine große Rolle, deren Nutzung er anhand zahlreicher Beispiele deutlich machte. Der Vortrag informierte auch über kulturelle Traditionen im Umgang der bäuerlich geprägten Bevölkerung mit der Natur und dem Anbau ihrer Nutzpflanzen. Sowohl die Sorten, das Wissen um ihre Nutzung, wie auch die Traditionen, die mit Aussaat, Pflege und Ernte der Kulturen verbunden sind, drohen auch in Ecuador zu verschwinden.

Frau Anja Oetmann-Mennen beschloss die Vortragsreihe mit der Frage, ob Agrobiodiversität Luxus oder Notwendigkeit sei. Die Antwort ist klar: Sie ist kostbar und unverzichtbar für eine vielfältige und lebenswerte Zukunft in allen Ländern unseres Planeten.

Petra Haas-Weiglein: „Bereits seit dem Herbst des letzten Jahres war Barbara Keller von den Frauen für die Vielfalt mit der Organisation der Veranstaltung beschäftigt. Nur so konnte es gelingen, diese Vielzahl an erstklassigen Referenten und interessanten Ausstellern an einem gemeinsamen Termin einzuladen. Die Frauen für die Vielfalt freuen sich sehr über den Zuspruch und die durchweg positive Resonanz, die sie für diese Veranstaltung erhielten.“

Für den VEN war es eine Freude, das Programm mit zu gestalten und auszurichten.

Unser Wunsch, den Tag der Kulturpflanze als jährlich wiederkehrende Veranstaltung in einer Region zu etablieren, scheint sich zu erfüllen. Wir danken den Frauen für die Vielfalt für ihr nachhaltiges Engagement im Landkreis Kitzingen und ihrer Berietschaft zur Nachhaltung Kooparation mit den VEN.

Unter dem gleichen Motto "Im Reich der Vielfalt" findet 2011 der 11. Tag der Kulturpflanze am 19. Februar in der Karl-Knauf-Halle in Iphofen  statt. Ideen zur Ausgestaltung sind willkommen.