Sich in einer Regionalgruppe zu organisieren und engagieren beflügelt und setzt neue Energien frei - Ein Erlebnisbericht aus der Oberlausitz

Wie der VEN in die Oberlausitz kam

2001 begann ich im Bereich Umweltbildung im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft zu arbeiten und war auch für die Gestaltung des Vortragsprogramms zuständig.
Der Leiter des Biosphärenreservates empfahl mir, Thomas Gladis, als Referenten zum Thema Nutzpflanzenvielfalt einzuladen. Was für eine gute Empfehlung! Herr Gladis kam, sprach und siegte.
Er erzählte mir auch von dem „Tag der Kulturpflanze“, der damals noch alljährlich in einem anderen Ort Deutschlands durch den VEN organisiert, stattfand. Ich fuhr noch in demselben Jahr nach Schwerin und war begeistert von der ausgestellten Vielfalt, von den interessanten, fundierten Vorträgen, von den engagierten Menschen.
Bis zur Mitgliedschaft im VEN war es nicht mehr weit und Thomas Gladis´ Vorträge wurden mit der Zeit eine feste Größe im Programm des Biosphärenreservates. 2004 konnte mit Unterstützung von Ursula Reinhard ein Tag der Kulturpflanze sogar in Görlitz ausgerichtet werden.

Die IG Lebendige Vielfalt -ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Regionalgrupe Lausitz/Ost-Sachsen

In Sachsen werden koordiniert durch die IG Lebendige Vielfalt -http://www.lebendige-vielfalt.org/-über das ganze Land verstreut im Frühjahr mehrere Saatguttauschbörsen organisiert und mit einer Postkarte, auf der alle Orte und Termine aufgelistet sind, beworben. Angeregt durch diese Aktion begannen wir alljährlich auch im Biosphärenreservat eine Saatguttauschbörse zu organisieren.

Der Funke sprang über

Schon bald fragte ein Besucher der Tauschbörse in Kreba-Neudorf nach, ob er denn nicht auch in Bautzen eine Saatgut-Tauschbörse organisieren könne. Wir machten diese Tauschbörse gleich zur Geburtsstunde unserer Regionalgruppe und luden alle Interessierten ein, sich nach dem Tausch mit uns zusammen zu setzen und über mögliche Ziele zu beraten und um zu sehen, wer sich in welchen Bereichen besonders gut einbringen kann. Von Anfang an stand fest, eine Mitgliedschaft im VEN ist nicht Voraussetzung zum Mitwirken.

Ziele und Aktivitäten der Regionalgruppe

-Erhaltung regionaler Sorten in unseren Gärten.
Dazu zählen:  der Salat „Bautzener Dauerkopf“, der Kohlrabi „Böhmischer Strunk“, die „Bautzener Kastengurke“, der „Dresdner Graue Rettich“-(ein Sommerrettich), „Nischkes Riesengebirgs-Wintererbse“, Birne „Grüne Hoyerswerdaer“

  
"Bautzener Dauerkopf"                                                                  „Böhmische Strünke“

   
"Bautzener Kastengurke"

     
„Dresdner Grauer Rettich“

          
"Nischkes Riesengebirgs-Wintererbse"                                               "Grüne Hoyerwaerdaer“

Das „Ausgangssaatgut“ stammt aus  der Genbank Gatersleben und im Falle des „Bautzener Dauerkopfes“ aus einer Genbank in den USA (siehe dazu auch den Artikel von Lothar Frese: „Der ´Bautzner Dauerkopf´eine Spurensuche im Internet“, erschienen in der Jubiläumsausgabe des Samensuriums 2011 (Nr.17). Uschi Reinhard sei an dieser Stelle noch mal für Ihre Unterstützung gedankt.

Eine Zusammenarbeit mit einer Gärtnerei bahnt sich hier an, die die Jungpflanzen professionell für uns parallel mit anzieht.

-Organisation von Saatgut-und Pflanzentauschbörsen, 2015 erstmalig auch eines Erntedankfestes mit einer geplanten Ausstellung verschiedenster Gemüsearten und –sorten aus unseren Gärten, aber auch aus den Gärten der Besucher. Das ausgestellte Gemüse soll zum Schluss versteigert werden.

An diesem Nachmittag soll auch ein kleiner Workshop zur Saatgutgewinnung stattfinden und eine kleine Apfel- und Kartoffelausstellung sowie eine Trockenbohnenaustellung gezeigt werden.

 Derzeit finden regelmäßig Saatguttauschbörsen in Bautzen, Kreba-Neudorf, Berthelsdorf statt. Interessenten für die Organisation von weiteren Börsen haben sich aus Weißwasser, Görlitz und Hoyerswerda gemeldet. Pflanzentauschbörsen finden derzeit in Bautzen und Friedersdorf bei Lohsa statt.
In Bautzen erfreut sich bei den Saatguttauschbörsen inzwischen die Tombola „Jedes Los gewinnt“ großer Beliebtheit. Auch wenn man nicht gerade den „großen Preis“ gezogen hat, kann man sich sicher sein, ein paar keimfähige Überraschungen in seinem Los vorzufinden.

-Öffentlichkeitsarbeit
Sie findet meist im Rahmen der oben genannten Veranstaltungen  in Form einer Präsentation des VENs sowie der Regionalgruppe als PPP oder mit einem Infostand statt.

-Bildungsarbeit: Vorträge, Projekttage und Präsentationen auf Anfrage

Ein paar Bildeindrücke von unseren Veranstaltungen finden sie hier: http://www.nutzpflanzenvielfalt.de/show/33

Unser Aktionsradius und unsere Struktur

Unser Aktionsradius erstreckt sich derzeit zwischen Zittau im Süden, Bautzen im Westen, Görlitz im Osten und Hoyerswerda, Weißwasser im Norden.

Ein Kern von 5-7 Leuten (davon 3 VEN-Mitglieder) arbeitet eng und regelmäßig zusammen und es haben sich bestimmte Verantwortlichkeiten im Laufe der Zeit herauskristallisiert:
wir sind alle Gärtner und tauschen untereinander Jungpflanzen und Sämereien aus, es gibt jeweils  Hauptverantwortliche für die verschiedenen Veranstaltungen und die anderen unterstützen nach Kräften. Wir haben das Glück, einen Grafiker in unserer Mitte zu haben, der zugleich, wie sein Blog https://www.parzelle94.de/ beweist, auch gerne schreibt und sich weitgehend unseres Internetauftrittes annimmt. Eine Person hält die Fäden in der Gruppe koordinierend zusammen, verteilt Nachrichten an 55 Interessenten, die uns Ihre e-mail-Adresse dafür hinterlegt haben.

Zu Gute kommt uns eine starke Vernetzung in der Region bzw. Mitgliedschaft einzelner Regionalgruppenmitglieder bei slowfood Oberlausitz, im Imkerverband, in der trinationalen AG „Obstgehölze in unserer Landschaft- Schönheit und Nutzen“. Zwei Mitglieder sind ausgebildete Kräuterpädagoginnen. Daraus ergeben sich viele Synergieeffekte.

Im engen Kreis kommen wir im Jahr 3-4 Mal zusammen und schmieden neue Pläne. Dies geschieht meist im Anschluss an eine Saatguttauschbörse und an eine  Pflanzentauschbörse.

Desweiteren planen wir, uns auch zunehmend in den Gärten der Regionalgruppenmitglieder zu treffen und dies mit Verkostungen und kulinarischen Genüssen zu verbinden. Die Erfahrung zeigt, am Ende hat man immer was Neues , Anregendes erfahren, hat zusammen gesponnen , sich wieder ein Stück besser kennengelernt und widmet sich mit neuer Energie seinem Garten, der Verarbeitung seiner Früchte oder geht einem besonderen Thema weiter nach, zu dem man gerade angeregt wurde.

       
Beim Planen des Erntedankfestes für Oktober 2015        …mit Verkostung des Dresdner Grauen Rettichs und Beinwell-Fetakäse-Taschen

Kurzum, Regionalgruppenarbeit kann ungemein motivieren und inspirieren und wir alle -die Nutzpflanzenvielfalt mit eingeschlossen – profitieren davon.
Birgit Fleischer

Regionalgruppe: Lausitz/Ost-Sachsen