Da haben wir den Salat

Erhalterseminar 2013: Da haben wir den Salat

Beim diesjähriges Erhalterseminar, Anfang November im Bahnhof Göhrde, trafen sich Sortenpaten, PatenbetreuerInnen und am Thema interessierte Personen zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch.

In diesem Jahr standen Erhalt und die Vermehrung von Salaten im Mittelpunkt. In zwei Fachreferaten wurde die historische Entwicklung der Gartensalate (Latuca sativa) vorgestellt. Begonnen von ersten Erwähnungen im alten Ägypten bis zu neuen Hybridzüchtungen war der Bogen gespannt. Die Unterschiede von Kopf-, Römer-, Schnitt- und Pflücksalat wurde vorgestellt, genau wie die besonderen Eigenschaften.

Für viele Menschen sind Gartensalate eine Kultur, die zum Frühjahr gehört, die zart ist und der man nicht zutraut, dass sie frostfest ist. Bevor es beheizte Gewächshäuser, es besondere Frühsorten gab, war dieses bei uns eine übliche Kultur. Sie nutzt die Beete schon ab ca. Oktober, so dass die Beete im Winter nicht völlig kahl stehen. Die Pflanzen gehen klein in den Winter und wachsen im Frühjahr, bei entsprechenden Temperaturen dann weiter. ES muss nicht gewartet werden, bis der Boden ausreichend trocken und zu bearbeiten ist, die Pflanzen sind schon auf dem Beet und eingewachsen.

Der VEN hat 2008 begonnen Wintersalate in Patenschaft zu geben und hat, gemeinsam mit den Paten, seitdem viel Wissen über diese Kulturform zusammengetragen. Eine wichtige Erkenntnis aus dieser Arbeit ist, eine besondere Bedeutung haben Wintersalate noch heute in Gegenden, in denen es erst spät Frühling wird, wie in Schleswig-Holstein oder der Eifel.

Auf diesem Hintergrund haben wir die Diplomarbeit von Jakob Wenz und Matthias Wengler als unsere Arbeit unterstützend angesehen. Die Patenschaft-AG des VEN hat die Arbeit mit Saatgut, von beim VEN erhaltenen Sorten, unterstützt. Im Seminar stellt Jakob Wenz die wichtigsten Teile der Diplomarbeit vor. Nach einem ausführlichen Literaturstudium haben sie alle in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbaren Wintersalatsorten zusammengetragen. Diese wurden ausgesät und im Herbst an zwei unterschiedlichen Standorten in großer Menge aufgepflanzt. Genau haben sie beobachtet, wie sich die einzeln Sorten entwickelt haben. Ebenfalls Ergebnis der Arbeit war die ausführliche Beschreibung der Sorten. Diese wurden durch Fotos belegt und veranschaulichten die vorhandene Vielfalt. Die Ergebnisse haben unsere Erfahrungen im Anbau bestätigt und für uns neue Erkenntnisse gebracht.

Wer Erhalt von samenfesten Sorten betreibt, muss genau beobachten und dokumentieren. Die Patenschafts-AG hat dafür Beobachtungsbogen entwickelt und ist an einer regelmäßigen Verbesserung interessiert. So sind die Erfahrungen der Paten wichtig. Sie geben Hinweise auf Schwachstellen. So wurden im Seminar die neu überarbeiten Beobachtungsbögen vorgestellt und Merkmale erklärt. Erhalt bedeutet immer auch Saatgutgewinnung. Welche Auswahlkriterien sind sinnvoll? Was und wie lange braucht die Pflanze, bis das Saatgut reif ist?

Krankheiten und die Erkenntnis, dass salatsamenschädigene Insekten zu einer bedrohten Art gehören, nur selten noch wird Salat blühen und fruchten gelassen, rundeten das Thema ab.

Zum Fachthema gab es interessante Diskussionen, da die meisten Teilnehmer über Erfahrungen in Salatanbau verfügen und ihre Erfahrungen einbrachten.

Neben dem Salat wurde über das Thema „Erhalt beim VEN“ informiert und diskutiert.

Neben der Übernahme einer besonderen Sorte in Patenschaft, werden in der Saatgutliste des VEN von Mitgliedern erhaltene Sorten vorgestellt und können bezogen werden. So kann die Verantwortung für den Erhalt auf mehrere Schultern verteilt werden.

Da es Vorbehalte gibt, sich in der Saatgutliste öffentlich zu präsentieren, wurde dieses Thema Zeit gewidmet. Es bestehen Sorgen hinsichtlich der Menge der Anfragen, des dann möglicherweise nicht ausreichendem Saatgut. Diese konnte durch die Erfahrungen von Anbietern entkräftigt werden. In der Regel sind es interessante Menschen, die sich für die samenfesten Sorten interessieren. Gelegentlich bekommt man positive Rückmeldungen und erfährt, dass die Sorte auch am neuen Standort erfolgreich ist.

Die Diskussion über die Beteiligung an der Erstellung einer „Roten Liste Nutzpflanzen“ war für den Verein hilfreich, weil kurz vor dem Seminar eine entsprechende Anfrage eingegangen war. Die beim VEN erhaltenen Nutzpflanzensorten sind in den Händen von Erhaltern und Paten, die bei einer Mitarbeit an dem Projekt beteiligt werden müssten. Derzeitig gibt es noch viele Fragen, die gesammelt an den Vorstand gegeben wurden.

Begleitet wurde das Seminar von einer Saatgutbörse und einer Ausstellung von Fachliteratur. Jede/r hatte mitgebracht, was er/sie an Saatgut von selbsterhaltenen Sorten abzugeben, im Bücherschrank zum Thema hat. In allen Pausen fanden hierzu ein reger Austausch statt.

Zum Seminar wurde ein Plakat und ein Flyer zum Thema Salat erstellt, die zukünftig auch die Arbeit der PatenbetreuerInnen ergänzen und unterstützen.

Das Seminar und die Materialerstellung wurde durch die freundliche Unterstützung der Niedersäschischen Umweltstiftung BINGO ermöglicht. Dafür bedanken wir uns herzlich.

Mit dem Seminar waren die Teilnehmer zufrieden. Für einige war es die Gelegenheit für einige Zeit mit Personen zu sprechen, die das selbe Hobby pflegen. Paten gingen mit neuen Erkenntnisse zur betreuten Kultur nach Hause und für die PatenbetreuerInnen war es eine gute Gelegenheit in den persönlichen Austausch mit Paten zu treten und sich im Kollegenkreis auszutauschen.

Im Bahnhof Göhrde haben wir uns wohlgefühlt. Von der Gegend haben wir nur durch den Blick aus dem Fenster etwas gehabt. Das Wetter war so regnerisch, dass wir froh waren nicht viel ins Freie zu müssen. Erst kurz vor der Abreise fanden wir uns für ein Foto vor dem Haus zusammen.

Der Erfolg wurde einzig dadurch getrübt, dass einige angemeldete TeilnehmerInnen aus Krankheitsgründen kurzfristig absagen mussten.

November 2013

Kornelia Stock