Chili/ Paprika

Red Habanero Foto: Susanne Goroll
Botanischer Name: 
Gattung Capsicum L.

Das beliebte Gemüse bzw. Gewürz kann selbst bei uns in Norddeutschland im Garten oder Topf selbst angebaut werden. In kleinem Umfang ist die Anzucht auch am sonnigen Fenster möglich, ohne beheiztes Gewächshaus. 

Bei der Sortenauswahl sollte man sich zunächst überlegen, ob man milde Gemüsepaprika anbauen möchte oder, besonders bei Chili, wie scharf man sein Essen mag. Die Schärfeskala umfasst die Stufen 0 bis 10.  10 ist für die meisten Personen schon ungenießbar. Es sind alledings noch deutlich schärfere Sorten in Umlauf.

Pepperoni ist übrigens nur ein anderer Name für Chili.

Anbau: 

In unseren Breiten sollten Chilis, will man voll ausgereifte Früchte, bspw. für die Sortenerhaltung, erzielen, bereits etwa Mitte Februar vorgezogen werden. Für frühe Sorten und die meisten Paprika, genügt Mitte März. Die Keimung gelingt am besten bei Temperatur von über 20 °C, optimal ca. 24 °C.

Zur weiteren Entwicklung müssen sie vor Zugluft geschützt bei etwa 20°C und sehr hell aufgestellt werden. Eine sehr frühe Aussaat im Januar bis Mitte Februar sollte deshalb nur vorgenommen werden, wenn den Sämlingen in den ersten Wachstumswochen ausreichend künstliches Licht zur Verfügung gestellt wird.

Wichtig in der ersten Zeit ist es, dass die Wurzelentwicklung gelingt. Am besten sät man ca. 0,5 bis 1 cm tief in ein speziell nährstoffarmes Anzuchtsubstrat. Es sollte locker-luftig, warm und nur leicht feucht sein. Gegen herumschwirrende etwa 1 mm kleine schwarze Fliegen (Trauermücken) helfen die sogenannten "Gelbtafeln", wenn man nicht jedes Flieglein mit der Hand fangen will. Da ihre Larven die Wurzeln der Sämlinge abnagen, sollten Trauermücken rechtzeitig bekämpft werden.

Bei uns stehen die Pflänzchen nahe der Heizung am hellen Fenster in kleinen Voranzuchtkästen mit transparentem Deckel. Der Deckel wird bei unserer Abwesenheit vorsorglich morgens, bei Anwesenheit spätestens aber geöffnet, sobald die Sonne darauf scheint, damit es nicht zu einer Überhitzung kommt.

Haben die Pflänzchen nach den Keimblättern die ersten ein bis zwei Laubblätter ausgebildet, sollte in Einzeltöpfchen pikiert werden. Auch hier gilt wieder: locker-luftig, warm und nur leicht feucht. Zuträglich ist ein heller, warmer Standort, aber in den ersten Tagen unbedingt vor direkter Sonne geschützt.

Werden die Töpfe später zu klein, muss noch einmal in etwas größere Töpfe von ca. 12 cm mit frischer, nahrhafter Erde umgetopft werden, denn ins Freiland gepflanzt werden kann erst nach den letzten Frösten. Nachttemperaturen von 5°C bekommen den Pflanzen nicht! Deshalb nicht zu früh auspflanzen! In den ersten Tagen und besonders Nächten im Freiland und wenn im Juni doch noch kaltes Wetter herrscht, hilft das Abdecken mit Flies o.ä.

Statt sie auszupflanzen kann man Paprika und Chili aber auch den ganzen Sommer über gut in Töpfen ab 18 cm oder im Kübel halten.

In jedem Fall empfiehlt es sich, die Pflanzen sehr vorsichtig an Wind und Sonne gewöhnen. Dazu stellt man sie, zunächst nur an warmen Tagen und nur tagsüber, nach draußen an einen windgeschützten, schattigen, aber erwärmten Platz.

 

Ernte: 

Sehr frühe Freilandsorten sind zum Verzehr etwa ab Juli, frühe ab August reif, späte Freilandsorten sind erst im September/Oktober voll ausgefärbt. Pflückt man die ersten ausgewachsene Früchte in unreifem grünem Zustand ab, hat die Pflanze mehr Kraft für die nachfolgenden Früchte. Die letzten Früchte müssen dann vor dem Frost grünreif abgenommen werden.

Besondere Vorsicht ist beim Hantieren mit scharfen Früchten geboten!  Die sich an Hände und Gerätschaften, wie Messer, Brettchen usw. anhaftende Schärfe sollte nicht auf die Schleimhäute von Säugetieren gelangen. Also nicht mit "kontaminierten" Fingern Katze oder Hund streicheln und auch ahnungslose Personen bitte fernhalten.

Vermehrung: 

Paprika und Chili sind Selbstbefruchter. Wird allerdings Pollen einer anderen Pflanze übertragen, so kommt es zu einer Verkreuzung.  Diese ist bei der Sortenerhaltung zu vermeiden, weshalb empfohlen wird, nur eine Sorte anzubauen oder den Abstand zwischen verschiedenen Sorten, auch denen des Nachbarn, genügend groß zu wählen. Es muss in jedem Fall verhindert werden, dass Insekten Pollen von einer vorher besuchten anderen Sorte übertragen. Hat man mehrere Sorten, kann man die Pflanzen während der Blüte auch durch engmaschige, aber noch gut lichtdurchlässige Gazebeutel isolieren und, sobald genügend Früchte angesetzt sind, das Netz entfernen. Hierbei die Früchte unbedingt sofort nach Entfernen der Gaze mit farbigen Bändchen o.ä. kennzeichnen!  Auch ein Verkleben der ausgewachsenen Blütenknospe mit Flüssiglatex (Handarbeitsgeschäft/Bastelladen) kurz bevor sie sich öffnen würde, kann eine Selbstbefruchtung erzwingen. Auch hierbei ist es sehr wichtig, die entsprechenden Knospen sofort zu markieren, damit man später bei der Ernte weiß, von welchen Früchten man die Samen der Sorte erhält. Da immer etwas dazwischen kommen kann, bspw. Früchte fallen ab oder fallen Naschdieben zum Opfer, sollten gleich mehrere Früchte sicher selbstbefruchtet sein, wenn Sie die Sorte erhalten möchten.

Für die Saatgutgewinnung geerntet werden sollte eine Frucht erst, wenn sie voll ausgereift, am besten überreif ist, jedoch bevor sie zu Schimmeln beginnt.

Die Samen können einfach aus dem Fruchtinneren gelöst und getrocknet werden. Kühl (bspw. im Keller) und luftdicht verpackt (unmittelbar vorher gut durchtrocknen!) behalten sie ein paar Jahre ihre Keimfähigkeit.

Nutzung: 

als knackige Rohkost, in Essig eingelegt, gedünstet, über Wasserdampf gegart, in Öl angebraten oder getrocknet;  auch zum Einfrieren gut geeignet.

Fix zubereitet: Die Sorte Csárdás z.B. wird bei uns kurz in Öl angebraten, mit Wasser abgelöscht und im geschlossenen Topf fertiggegart - köstlich. De Bico, eine kleine milde, sehr aromatische Chili geben wir kurz vor Ende der Garzeit der Speise hinzu - eine leckere Bereicherung z. B. der Reis- oder Nudelpfanne.

Im Lebensmittelhandel angebotene grüne Paprika sind übrigens unreif geerntete Früchte, die aber bekanntermaßen bekömmlich sind.

Tipps: 

Die bei uns in der Regel einjährig angebauten Pflanzen sind eigentlich mehrjährig wachsend und fruchtend. Sie können deshalb in unseren Breiten im Haus überwintert werden. Das ist zwar eher unüblich, jedoch sehr interessant und bringt bei guter Nährstoffversorgung im Folgejahr eine zeitigere Ernte.  Man sollte sich allerdings etwas mit der Blattlausbekämpfung befassen. 

Am Fenster überwinterte Pflanzen der Art C. pubescens (Locoto/Rocoto/behaarter Baumchili) verströmen bei Berührung einen beeindruckend angenehm kräftigen Chiliduft.